100 Jahre Straßenlokomotive Kemna

Wie alles begann:
Gegen Ende des 1. Weltkrieges haben sich zwischen Deutschland und Frankreich die Fronten festgefahren. Daraufhin hat die Heeresreichsverwaltung schwere Geschütze und dazu Zugmaschinen bestellt. Ausgewählt wurde das Modell der Firma Julius Kemna aus Breslau, welches den Namen EM (Einheitsmaschine) bekam und mehrere Maschinen-Hersteller bauten. So auch die Richard Hartmann AG in Chemnitz, aus deren Fertigung unser Dampftraktor mit der Bau-Nr. 4232 als eine von 35 hergestellten Dampftraktoren stammt.

Bei der Auslieferung ging jedoch der 1. Weltkrieg zu Ende und so wurde ein Teil der Maschinen nach Lettland, in unserem Fall Riga, transportiert. Dort dauerten die Kampfhandlungen noch etwas länger an. Danach wurde die Maschine, in Gebieten ohne Eisenbahn, noch lange als Straßenlokomotive für Gütertransporte verwendet. 30 t bis 40 t Anhängelast auf mehrere Anhänger verteilt, waren üblich. Aufgrund des Verschleißes und das Fehlen von Ersatzteilen wurde unsere Maschine einsam für ca. 50 Jahre in einem Hinterhof eines Sägewerkes abgestellt.

1997 hat dort ein englischer Holzhändler den Dampftraktor entdeckt und im Bauch eines Holzfrachters mit nach Südostengland überführt und abgestellt.  Im Bewusstsein, dass hier doch ein hoher Restaurationsaufwand auf uns wartet, erschien es uns trotzdem lohnend, dieses Stück Industriegeschichte zu erwerben. Nach diesem Entschluss, ließen wir alsbald den verlassenen Traktor per Spedition zu uns nach Wasserburg überführen. Durch den zerstörerischen 1. und 2. Weltkrieg haben sehr wenige  deutsche Dampftraktoren überlebt.

Nun ging es ans Restaurieren:
Meine Neffen und  mein Schwager unterstützten mich  bei der Restauration tatkräftig. Ohne den unermüdlichen Einsatz der besagten Mannschaft wäre dieses Projekt nicht zu bewältigen gewesen. Bis auf das Schleifen der Kurbelwelle, sind alle Arbeiten von uns selbst oder Freunden, ausgeführt worden.

Da eine Straßenlokomotive aus dieser Zeit,  wie ein Zugpferd, seinen eigenen Namen hat, hört unsere Maschine auf den Namen EREMIT. Ein Eremit ist ein Einsiedler, der mehr oder weniger abgeschieden von den  Menschen lebt. Auch unser Dampftraktor fühlt sich in heutiger Zeit bestimmt einsam.Nach einer Anheizzeit von ca. zwei Stunden ist die 10 t schwere Maschine mit ca. 400 Liter Wasservolumen im Kessel  zur Fahrt bereit. Für einen Arbeitstag werden 500 Liter Wasser und ca. 1 m³ Holz benötigt.

Seit der Fertigstellung 2008 sind wir regelmäßig auf Events im süddeutschen Raum unterwegs, welche uns immer wieder eine große Freude bereiten. Ebenfalls sind wir im Freilichtmuseum in Kürnbach bei Bad Schussenried mit dem Dampftraktor am  9./10. Juni 2018 anzutreffen. Dort findet das 20. Dampffest statt, bei dem es noch viele andere Raritäten zu bestaunen gibt.

Am 29. Juli und 2. September 2018 heizen wir unsere Maschine auf unserem Bio Obsthof Bildgarten für interessierte Besucher an (nur bei gutem Wetter) und werden unter Dampf unsere Runden ziehen.  Dabei kann auch von unserem Jubiläums-Destillat, dem Elstarbrand EREMIT und/oder auch andere Köstlichkeiten von unserem Bio Obsthof Bildgarten gekostet werden.

Anlässlich zum 100. Geburtstag haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen: Der zwei Jahre im Eichenfass gereifte Elstarbrand Eremit mit seinen 42 % Vol. und seiner rauchig, mildwürzigen Geschmacksnote, gibt dieser die Ruhe und Kraft des Eremiten wider.

Obsthof Bildgarten
Claudia und Josef Lang, Untere Bildgasse 4, 88142 Wasserburg, Tel. 08382 887749, www.obsthof-bildgarten.de