St. Jakobus zu Nonnenhorn

Der Bodensee als Mittelpunkt der Welt: Das Konstanzer Konzil

In den Jahren 1414 bis 1418 kamen auf Einladung von König Sigismund in Konstanz mehrere tausend Kleriker und Adlige zusammen und behandelten drängende Fragen der Zeit. Sigis-mund musste das Abendländische Schisma beenden: Es gab drei Päpste, die sich gegenseitig alle exkommunizierten. Nur der Papst konnte ihn zum Kaiser machen – aber dafür gab es zwei Päpste zu viel. Das Konstanzer Konzil wird nicht zu unrecht als die größte Veranstaltung des Mittelalters bezeichnet. Die mitreisenden Gelehrten besuchten die alten Klöster am See und einer entdeckte zum Beispiel in St. Gallen die verlorengeglaubte Schrift des antiken Architekten Plinius: Das war der Beginn der Renaissancearchitektur. Der Bodensee-region brachte diese Großveranstaltung viele kulturelle Impulse aber auch Reichtum. Der heutige Bau der St. Jakobuskapelle geht auf die Zeit nach dem Konzil zurück. Die St. Galler Akten vermerken um 1430 einen Klusner in Nonnenhorn. Klusner waren Men-schen, die sich an einer Kirche in eine kleine Zelle einmauern ließen.

Das Ulmer Münster und der Bildhauer Hans Ruelands
Während die Klöster im Bereich des Bistums Konstanz sehr mächtig und reich waren, konnten die Bischöfe ihren Besitz kaum vergrößern. Neben den Klöstern waren es die Städte, die sich immer mehr emanzipierten. Eine herausragende Stadt im Bistumsgebiet war Ulm. Hier bauten die Bürger ab dem Jahr 1377 eine gigantische Kirche, die 1405 eingeweiht werden konnte. Der Bildhauer und Maler Hans Multscher (1400 – 1467) war einer der herausragenden Meister, die in Ulm tätig waren. Er war Mitbegründer der sogenannten Ulmer Schule zu der Größen wie Jörg Syrlin, Michel Erhart, Veit Stoß und Tilman Riemenschneider zählen. Bei ihm ging wohl auch Hans Ruelands aus dem Weiler Rulands bei Opfenbach in die Lehre. Nach seiner Lehre ließ er sich in Wangen im Allgäu nieder und machte dort seine Werkstatt auf, aus der die St. Jakobuskapelle fünf wertvolle Stücke besitzt.

Die Hl. Katharina und der Hl. Johannes der Täufer gelten mit ihrer Entstehungszeit um 1460 als Frühwerke von Hans Ruelands, mit einer Entstehung um 1480 gehören die Statuen des Hl. Jakobus des Älteren, des Hl. Johannes Evangelist und des Heiligen Petrus zu den Spätwerken dieses Meisters.

Der lange Weg zur Selbständigkeit
Der Wohlstand und das Selbstbewusstsein der Nonnenhorner kann man an der Ausstattung der St. Jakobuskapelle ablesen. Im großen Pfarrgebiet der alten Pfarrei St. Georg gibt es keine größere Kapelle mit prächtigerer Ausstattung seit dem späten Mittelalter wie in Non-nenhorn. Immer wieder versuchten sich die Nonnenhorner von Wasserburg zu trennen. Seit dem Jahr 1694 wurde St. Jakobus von den Kapuzinern aus Langenargen seelsorglich betreut. Aus dem Jahr 1780 ist ein erfolgloses Bittschreiben um Selbständigkeit an Kaiserin Maria Theresia und den Abt von St. Gallen überliefert.

An die Kapelle wurde im Jahr 1834 die Sakristei angebaut. Im Jahr 1856 stiftet ein aus Nonnenhorn gebürtiger Dekan eine Kaplansstelle in Nonnenhorn und eine regelmäßige Sonntagsmesse fand ab diesem Zeitpunkt statt – allerdings durften nur die Alten, Kranken und Fußlahmen daran teilnehmen; alle anderen mussten bis zum Bau der St. Christophorus Kirche im Jahr 1961 und  der Erhebung Nonnenhorns zur eigenständigen Pfarrer nach St. Georg zu Wasserburg in die Messe gehen.

Der Dornröschenschlaf
Seit dem Bau der Pfarrkirche wurde die Kapelle nur noch von den evangelischen Christen genutzt. Erst Pfr. i.R. Hans Gündele, der im Jahr 2004 nach Nonnenhorn zog, wird dort wie-der regelmäßig die Heilige Messe gefeiert. Er stiftete die Truhenorgel und vieles mehr für die Kapelle. Seit einigen Jahren wird die Kapelle gerne für kirchliche Feiern der katholischen wie der evangelischen Gemeinde genutzt und wieder stärker angefragt. Mit einer umfassenden Außenrenovierung ab Herbst 2019 und der sich anschließenden Innenrenovierung bringen wir dieses Kleinod wieder zum Strahlen! Die letzten Renovierungsarbeiten fanden in den Jahren 1849, 1904 – 1910, 1941 – 1943, 1977 und 1997 statt. Die geplante Maßnahme dürfte aber die umfassendste ihrer Art in den letzten 100 Jahren sein.

St. Jakobus und seine Schätze
Die Kreuzigungsgruppe auf der rechten Seitenwand der Kapelle ist durch die Kartusche datiert. Im Jahr 1646 wurde sie von Jacob Mayer und seiner Frau Elisabeth Hener gestiftet. Die Stifter gedachten dabei ihrer Eltern, Jacob Mayer und Anne Dietlin, Ulrich Hener und Ursula Merck. Beide Männer waren Gerichtsgeschworene zu Wasserburg. An der rechten und linken Chorwand stellen zwei kleinere Statuen den Hl. Nikolaus, Patron der Schiffsleute, aus den Jahren um 1680, und den Kapellenpatron, den Hl. Jakobus d. Ä. aus der Zeit um 1720 dar.

Die 14 Stationen des Kreuzwegs stammen aus der Hand des schwäbischen Barockmalers Andreas Brugger (1737 in Kressbronn – 1812 in Langenargen), die er in den Jahren 1805/1810 gemalt hat. Brugger wurde von den Grafen von Montfort im Jahr 1755 nach Wien zu Franz Anton Maulbertsch geschickt, um bei diesem „Vollender des Österreichischen Barock“ seine eigene Meisterschaft zu vollenden. Maulbertsch stammte aus Langenargen. 1.200 Gulden brachten die Nonnenhorner im Jahr 1865 auf um zwei neugotische Seitenaltäre für St. Jakobus anzuschaffen. Diese beiden Altäre mussten aber auf eine Intervention des bayerischen Generalkonservators Hagen im Jahr 1912 wieder entfernt werden.

Hans (Johann) Kragler (1823 – 1903), der in den 1860er Jahren mit seiner Familie aus Augsburg nach Nonnenhorn zog, fertigte im Jahr 1871 den neugotischen Hochaltar mit den Augsburger Bistumsheiligen Ulrich und Afra und der zentralen Kreuzigungsgruppe.

Ein unterschätztes Kleinod stellt der linke Seitenaltar dar. Die drei Figuren des Hl. Josefs mit dem sprossenden Stab, Maria der Schutzfrau Bayerns (Patrona Bavariae) und des Hl. Gebhards*** mit der Kopfreliquie von Gregor I. stammen vom Münchner Bildhauer Prof. Thomas Buscher (1860 – 1937) aus den Jahren des 1. Weltkrieges. Nachdem die Madonna mit Kind gestohlen wurde fertigte Buscher 1920 eine Kopie an. Das Motiv der Schutzfrau Bayerns hatte damals eine besondere Bedeutung, denn der bayerische König Ludwig III. bat im Jahr 1916 Papst Benedikt XV. Bayern unter den besonderen Schutz Mariens zu stellen.

Ende des 19. Jahrhunderts erinnert sich ein Nonnenhorner an die alljährliche Wallfahrt auf den Gebhardsberg bei Bregenz: „An jedem Gebhardstage denke ich zurück, wie in meiner Jugendzeit hunderte und hunderte Pilger, laut betend über den Lausbühl gegen Bregenz wanderten und wie wir Kinder mit den Eltern frühmorgens mit Obst und Brot bepackt unseren Fußmarsch dorthin antraten. (…) Kinder, die nicht oder noch nicht auf den Gebhardsberg durften, passten die auf dem Rückweg über Hochsträß wandernden Pilger ab und wurden von diesen mit Heiligenbildern oder ähnlichem beschenkt. (…)

In den 1880er Jahren kam das Schifffahren immer mehr in Mode und die Landstraße wurde leerer. Heute sieht man niemand mehr den Fußweg nach Bregenz ziehen und Pilgerschiffe aus Württemberg haben längst aufgehört, von der Schweiz gar nicht zu reden. Die Emporenbrüstung zeigt Jesus als Christkönig und die zwölf Apostel. Sie wurden im Jahr 1942 von Generalkonservator und Kunstmaler Lothar Schwink (1886 in Erling – 1963) gemalt. Im Jahr 2018 wurden die beiden Reliquienpyramiden  der Hl. Verena wiedergefunden. Dabei handelt es sich wohl um Säkularisationsgut aus der ab 1805 abgebrochenen Benediktinerabtei Mehrerau. Das Kloster ist auf einem Bild einer der beiden Reliquienpyramiden abgebildet. Neben Reliquien der Heiligen Verena sind auch der Heilige Valentin und der Heilige Bruder Klaus vertreten.

Und jetzt braucht St. Jakobus viele Freunde, damit die Kapelle bald wieder in neuem Glanz erstrahlen kann. 
Wenn Sie helfen wollen, die St. Jakobus-Kapelle in Nonnenhorn zu renovieren: Katholische Kirchenstiftung St. Christophorus, Nonnenhorn
IBAN: DE55 7336 9821 0000 0015 54
BIC: GENODEF1LBB
Kennwort: »St. Jakobus – Seebote« und Ihren Namen und Adresse auf der Überweisung angeben, damit wir Ihnen eine Spendenquittung schicken können.
Was wird getan: Ab Herbst 2019 steht die Außensanierung und Trockenlegung der Nord-mauer an. Die Innensanierung wird voraussichtlich ab Winter 2020 beginnen: die Kosten für Restaurierung müssen fast komplett von der Kirchengemeinde vor Ort getragen werden!