Der Bodensee – auch zukünftig mit Berufsfischern?

Der Bodensee, vielerorts als Schwäbisches Meer bekannt, ist mit den angrenzenden Staaten Schweiz und Österreich als internationaler See eines der beliebtesten Urlaubsziele Europas.

Auf Grund seiner besonderen Lage und Reize bildet der See neben dem touristischen Aspekt auch für immer mehr Menschen zunehmend eine große Bedeutung dort Ihren Lebensmittelpunkt zu verbringen. Einzig ein überteuerter Immobilienmarkt verhindert weitere Ausuferungen in dieser Hinsicht.
Schon kurz nachdem der Bodensee durch den Rheintalgletscher entstanden ist, wurde dieser auch zur Fischerei genutzt und war damals mit die wichtigste Nahrungsquelle der Ureinwohner.
Heute wie damals der Fisch aus dem Bodensee ist sehr gefragt und wird über die örtliche Gastronomie oder per Direktvermarktung vom Fischer selbst verkauft.
Doch leider sind die Fangerträge der Berufsfischer am Bodensee-Obersee seit einigen Jahren auf ein Existenz bedrohendes Niveau abgesunken. Lag die durchschnittliche Gesamtfangmenge in den Jahren 1997 bis 2006 im Bayerischen Teil des Bodensees noch bei rund 120 Tonnen Fisch, so ist diese im Fangjahr 2018 auf nur noch ca. 49 Tonnen abgesunken.

Beim „Brotfisch“ der Bodenseeberufsfischer, das weithin bekannte Felchen, konnten in dieser Folge nur noch 15,2 Tonnen angelandet werden, was den niedrigsten Ertrag seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1914 bedeutet.Die Gründe dafür sind vielschichtig, aber es gilt als unbestritten, dass ursächlich die fehlenden Nährstoffe im Bodensee dafür verantwortlich sind, aber auch der Kormoran, mittlerweile in einer Rekordpopulation mit 2.400 Tieren in sieben Brutkolonien am Bodensee heimisch, spielt einen wesentlichen Faktor für die sinkenden Fangzahlen. Bei nachweislich durchschnittlich 400 Gramm „Futterfisch“ täglich pro Kormoran bedeutet dies, dass der Kormoran mittlerweile jährlich fast mehr Fisch aus dem See frisst, wie Berufsfischer pro Saison fangen können.

Die dringende Bildung einer Kormoranmanagementgruppe, die grenzübergreifend arbeitet und für eine vernünftige Anzahl von Kormoranen am Bodensee zu sorgt, wird leider von der jetzigen Baden-Württembergische Regierung verhindert, denn sechs der sieben Brutgebiete befinden sich in deren Zuständigkeitsbereich. Sicherlich spielt auch der Klimawandel und die Einschleppung von gebietsfremden Tieren und Pflanzen (Neozoen) eine Rolle. Viele dieser Themen werden seit 2016 in dem von der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) ins Leben gerufenem Dialog Forum „See + Fisch“ kommuniziert.
Mittlerweile wurden 13 verschiedene Projekte gestartet, um Ursachen der gravierenden Veränderungen im Bodensee auf den Grund zu kommen. Viele Informationen werden unter seewandel.org regelmäßig eingestellt/erläutert/dargestellt.
Aber bei einem sind sich alle Beteiligten einig: „zwischen Fischertrag und Nährstoffrückgang besteht ein direkter Zusammenhang“ und ein Nährstoffgehalt (P) von 10 mg/m3 würde dem Bodensee nicht schaden.
Auf diesen Zusammenhang machen die Bodenseeberufsfischer seit Sommer 2014 mit einer Internationalen Aktion aller Bodenseefischer „Rettet den Bodensee – Ein Juwel hungert“ aufmerksam, mehr unter:  www.rettet-den-bodensee.net 
Im Juli 2018 haben die Bayerischen Bodenseeberufsfischer schlussendlich dem Bayerischen Landtag eine Petition mit insgesamt 25.766 Unterschriften übergeben, ein echter politischer Wille zu notwendigen Maßnahmen ist leider bisher aber noch nicht zu erkennen.

Ein viel diskutierter Lösungsansatz in Baden-Württemberg ist den so beliebten Felchen aus dem Bodensee in Netzgehegen im Bodensee per Aquakultur zu produzieren. Bisher konnte dies auf Druck von zahlreichen Verbänden verhindert werden, denn einen Fehler mit dem nächsten Fehler beheben zu wollen ist sicherlich ein falscher Ansatz zur Problemlösung am Bodensee.
Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren Lösungsansatz, speziell im Bayerischen Teil des Sees. Die für die Fischerei zuständige Internationale Bodenseekonferenz für Fischerei, kurz IBKF, hat im Jahr 2015 beschlossen ein Drittel aller Fischerei-Rechte (von 120 Patenten auf 80) müssen bis 2020 eingezogen werden, Hintergrund: es sollen dann die noch vorhandenen Fischer mehr Fisch fangen können.
Sicherlich ein legitimer Gedanke, aber in der Realität der völlig falsche Weg, denn bei der Größe des Bodensees, können die noch wenigen Fischer mit den vorhandenen Geräten den See nicht mehr ordentlich bewirtschaften.

Leider haben die zuständigen Herren der IBKF zudem übersehen, dass die Altersstruktur im Bayerischen Teil eine Reduzierung bis 2020 nicht zulässt und es dadurch seit Januar 2019 zu einer extremen Ungleichbhandlung gekommen ist, denn durch Beschluss einer Übergangslösung, alle Berufsfischer bis auf die Bayerischen, dürfen nun mit mehr Netzen gegenüber Ihrer Berufskollegen arbeiten, Dies ist ein Novum in der 125jährigen Geschichte der Bregenzer Übereinkunft (1893 haben die drei Anliegerstaaten dort eine einheitliche Regelung zur Fischerei am gesamten Bodensee beschlossen).

Leider mussten die Bayerischen Berufsfischer, um Ihre Rechte hinsichtlich einer Altersdiskriminierung (Patententzug mit 70 Jahren), Wegfall der Stellvertretung innerhalb der Familie(der Sohn darf die Netze des Vaters nicht mehr heben) und der angesprochenen Ungleichbehandlung prüfen zu lassen, einen Anwalt kontaktieren, der mittlerweile gerichtliche Schritte gegen den Freistaat Bayern eingeleitet hat, die in einem laufenden Verfahren im Augenblick überprüft werden, ob dies rechtens ist.

Aus Sicht aller Bodenseeberufsfischer wären die Eingriffe mit Patententzügen überflüssig gewesen, da die jetzige Fischergeneration spätestens in 10 bis 15 Jahren in Rente geht und Fischernachwuchs auf Grund der fehlenden Perspektive nicht vorhanden ist, so dass nachweislich in zehn Jahren noch maximal 47 Fischereirechte von ursprünglich 400! am Bodensee vorhanden sein werden, aktuell Stand Januar 2019 sind noch 69 Berufsfischer am Bodensee-Obersee tätig.
Damit die Berufsfischer zukünftig von solch „unsinnigen Beschlüssen“ verschont bleiben, haben die Bodensee Berufs-fischer im Februar 2018 eine Resolution aufgestellt, die ein Mitsprache- und Stimmrecht für die Berufsfischer am Bodensee in der IBKF einfordert, wie es in unserer heutigen Generation in allen Berufssparten standesgemäß ist. 
Ein primäres Ziel der Berufsfischer bleibt aber bestehen: Wir wollen ein sauberes, artenreiches Naturgewässer mit einer gesunden Fauna und Flora, zum Wohle der Bevölkerung, der Touristen und zum Erhalt des Wildfisches aus dem Bodensee für zukünftige Generationen.           

gez. Roland Stohr
1. Vorstand Genossenschaft Bayerischer Bodenseeberufsfischer